In unserer Region können drei verschiedene Birnblattsauger-Arten auftreten: der Grosse Birnblattsauger (Cacopsylla pyrisuga), der Kleine Birnblattsauger (C. pyricola) und der Gemeine Birnblattsauger (C. pyri). In den Erwerbsanlagen der Schweiz tritt aber fast ausschliesslich der Gemeine Birnblattsauger (C. pyri) auf. Die anderen Arten sind von untergeordneter Bedeutung und bei uns selten schädlich.
Die nachfolgende Beschreibung und das Modell bezieht sich auf C. pyri, allerdings ist zu erwähnen, dass der Kleine Birnblattsauger (C. pyricola) eine ähnliche Biologie aufweist. Der Grosse Birnblattsauger macht hingegen nur eine einzige Generation auf den Birnbäumen und überwintert ausserhalb der Birnenanlagen.
Beschreibung und Biologie |
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Ausgewachsene Birnblattsauger sind etwa 2.5 mm lang und haben einen dunklen Körper. In Ruhe halten sie ihre durchsichtigen Flügel dachförmig am Körper angelegt. |
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Die spitzovalen Eier sind etwa 0.3 mm lang. Sie werden in grösseren Gruppen auf junge Blätter, Blüten und krautigen Trieben abgelegt, wobei sie mit einem Stielchen ganz leicht im Pflanzengewebe verankert werden. Frisch abgelegte Eier sind weiss-gelblich, später verfärben sie sich über gelb bis orange. |
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Die breitovalen, abgeflachten Larven sind wenig beweglich, scheiden reichlich Honigtau aus und sitzen gruppenweise an jungen Blättern und Triebspitzen, die Larven der 1. Generation findet man auch in den Blüten- bzw. Fruchtböden. Junglarven sind sehr klein und gelblich-orange und lassen sich ohne Lupe kaum vom Ei unterscheiden. Die Altlarven sind deutlich dunkler gefärbt und werden etwa 2-2.5 mm lang. |
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Der Gemeine Birnblattsauger ist die wichtigste Blattsaugerart in den intensiven Birnenerwerbsanlagen. Er kann bei starkem Auftreten beträchtliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Bevorzugt werden vom Birnblattsauger Birnenbäume die gut im Wuchs sind und deren Triebwachstum spät abschliesst – alte Bäume mit wenig Wuchs werden weniger befallen. Der Gemeine Birnblattsauger überwintert in den Birnenanlagen oder in der nächsten Umgebung als ausgewachsenes Weibchen oder Männchen. Sobald die Temperaturen Werte über 10° C erreichen, werden sie aktiv, was je nach Jahr bereits im Januar, sicher aber im Februar beginnt. Bald setzt dann auch die Eiablage ein, welche schon im Februar oder anfangs März deutliche Werte erreichen kann. Der Larvenschlupf beginnt meistens im März. Die Larven der ersten Generation entwickeln sich an den Blüten, jungen Früchte oder an den jungen Blättern und erreichen so gegen Ende der Blüte das letzte Larvenstadium. Nach der Blüte setzt der zweite Flug (Adulte der ersten Generation) ein. Im Mai findet man die Eier der zweiten Generation auf den Langtrieben, woraus wieder Larven schlüpfen. Diese zweite Larvengeneration verursacht die grössten wirtschaftlichen Schäden. Die dritte Generation entwickelt sich im Juli/August und eine vierte kann noch im September/Oktober beobachtet werden. |
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Überwachungsmethoden und Schadenschwelle |
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Mit Klopfproben können im Spätwinter die überwinternden Adulten in der Birnenanlage erfasst werden. Werden mehr als 150-250 Adulte auf 100 Ästen geklopft, kann eine „Winterbehandlung“ sinnvoll sein. Klopfproben können auch über das ganze Jahr durchgeführt werden. Sie lassen später jedoch nur wenig Schlüsse über die Populationsstärke zu, geben aber Hinweise auf den Besatz von wichtigen Gegenspielern des Birnblattsaugers (z.B. Ohrwurm, Blumenwanzen u.a.).u.a.). |
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Nach dem Abblühen ist eine erste Befallskontrolle auf den Larvenbesatz der ersten Generation sinnvoll. Diese Kontrolle wird vorteilhaft an den Fruchtbüscheln (Blütenboden) oder an den frischen Blattaustrieben vorgenommen. Sofern mehr als 30-50 % der kontrollierten Organe befallen sind, ist mindestens eine Bekämpfung der zweiten Generation im Mai/Juni ins Auge zu fassen, in Ausnahmefällen kann eine Behandlung mit einem Larvizid sinnvoll sein. Ab etwa Mitte Mai sollten regelmässig Visuelle Kontrollen an Langtrieben durchgeführt werden um die Entwicklung der Eier und Larvenpopulationen im Auge zu behalten. Die Kontrolle beschränkt sich auf die Langtriebspitzen. Bei warmer Witterung geht die Entwicklung sehr rasch – so sollten im Juni/Juli regelmässige Kontrollen in wöchentlichem Intervall durchgeführt werden. Es sind jeweils mindestens 100 Triebe zu kontrollieren – die Schadenschwelle ist überschritten, wenn mehr als 30-60 % der Triebe befallen sind. |
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Vor der Ernte ist auch eine Fruchtkontrolle angebracht, um den Anteil beschmutzter Früchte (Russtau) zu erfassen. |
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Bekämpfung und Pflanzenschutzmittel |
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Bei aussergewöhnlich hohem Befallsdruck besteht eine erste Bekämpfungsmöglichkeit im Spätwinter, wenn die Adulten aktiv werden und die Eiablage einsetzt. Zur Verhinderung der Eiablage kann ab Eiablagebeginn bis zur Blüte zwei bis dreimal Kaolin oder Calciumcarbonat im Abstand von 10-14 Tagen eingesetzt werden. Eine Bekämpfung der Eier bzw. Larven der 2. Generation ist erst im Mai/Juni nach der Blüte sinnvoll. Dafür geeignete Mittel sind Abamectin (Aufbrauchfrist 30.11.2025), Spinetoram (Vorsicht: beide bienengefährlich!), Orangenöl und Kaliumhydrogencarbonat. Am effizientesten ist die Regulierung anfangs zweiter Generation. Je nach eingesetztem Produkt ist die Behandlung bereits etwa am 20. Mai auf Eier, spätestens beim beginnenden Larvenschlupf (Spirotetramat, Orangenöl, Kaliumhydrogencarbonat) oder eher später, anfangs Juni, auf junge Larven einzusetzen. Orangenöl bzw. Kaliumhydrogencarbonat sollten im Abstand von 7 Tagen wiederholt appliziert werden. Bei starker Honigtaubildung kann eine vorgängige «Waschung» mit Seifenprodukten sinnvoll sein. Allgemein ist bei der Birnblattsaugerbekämpfung eine sorgfältige Behandlung mit hoher Brühemenge (über 500 l / ha) empfohlen. |