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Apfelwickler (Obstmade): Cydia pomonella

Beschreibung und Biologie

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Der Falter misst in Ruhestellung etwa 1 cm. Die Vorderflügel sind aschgrau mit braunen Linien und weisen gegen den Aussenrand einen charakteristischen kupferbraunen Fleck auf.

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Die weisslichen uhrglasförmigen Eier sind im Durchmesser rund 1 mm gross. Sie werden einzeln auf Blätter oder Früchte abgelegt.

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Die Jungraupen messen 2 mm. Die ausgewachsenen Raupen sind hellrötlich mit dunkelbraunem Kopf. Sie erreichen eine Länge von 1.5-2cm. Die braune Puppe ist etwa 1 cm lang.

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Der Apfelwickler ist im ganzen Anbaugebiet von Apfel und Birne verbreitet, entwickelt sich aber an milden Lagen und bei warmer und trockener Witterung besonders gut. An kühleren Lagen, bzw. in höheren Regionen ist er von geringer Bedeutung. In temperierten Gebieten kann er auch an Aprikosen, Walnuss und Quitte auftreten. Auf der Alpennordseite hat der Apfelwickler meist nur eine vollständige Generation. In warmen Jahren kann sich ein Teil der Raupen noch im Sommer verpuppen, was zu einer partiellen zweiten Generation führt. Deren Flug vermischt sich in der Regel mit dem Flug der Frühjahrsgeneration. Die ausgewachsenen Raupen überwintern in einem Kokon unter der Rinde der Bäume, aber auch in andern Verstecken wie etwa an Baumpfählen. Im Frühling beginnen sich die Raupen zu verpuppen und zwar zuerst an der Sonnseite der Stämme. Die ersten Falter erscheinen je nach Frühjahrswitterung Anfang bis Mitte Mai. Das Schlüpfen aus den Winterquartieren dauert bis Anfang August, sodass die letzten Falter der Frühjahrsgeneration und die ersten Falter der Sommergeneration gleichzeitig erscheinen.

Die Falter sind vor allem abends, zur Zeit der Dämmerung, aktiv. Sie bevorzugen warme, niederschlagsfreie Abende mit Temperaturen gegen 20°C. Perioden mit warmem, feuchtem Wetter sind besonders günstig. Bei Abendtemperaturen unter 15°C wird die Eiablage unterbrochen. Die Eier werden im Juni vor allem auf Blätter in Fruchtnähe abgelegt, ab Juli, wenn die jungen Früchte ihren Haarflaum abgestossen haben, vor allem auf Früchte. Die Eier entwickeln sich je nach Temperatur in 7-15 Tagen.

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Die jungen Raupen dringen durch die Fliege, die Stielhöhle oder an einer anderen Stelle ins Innere der Frucht. Zuerst wird ein feiner Spiralgang unmittelbar unter der Haut angelegt, bevor die Raupe ins Fruchtinnere vordringt. Gegen Ende der Entwicklung frisst die Raupe das Kernhaus und die Kerne. Die Frassgänge sind gefüllt mit feuchtem, braunem Kot. Nur ein Teil des Kots wird aus dem Ausführgang ausgestossen. Die Raupen sind in der Regel nach 3-4 Wochen ausgewachsen. Etwa die Hälfte der Raupen geht aus genetischen Gründen sofort in die Winterruhe. Bei der anderen Hälfte erfolgt die Verpuppung solange die kritische Tageslänge nicht unterschritten ist. Optimal sind die Bedingungen Ende Juni. Mitte Juli verpuppen sich nur noch einzelne Tiere und Ende Juli gehen alle Raupen sofort ins Winterquartier.

Überwachungsmethoden und Schadenschwelle

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Pheromonfallen lassen Schlüsse über den Flugverlauf zu, und ermöglichen eine Negativprognose für das Befallsrisiko. Wenn pro Falle und Woche weniger als 5-10 Falter gefangen werden, besteht keine Gefahr für wirtschaftliche Schäden. Während der Flugperiode müssen wiederholt Kontrollen der Früchte auf Neubefall durchgeführt werden. Dabei sind einige Proben von je 100 Früchten in verschiedenen Sektoren der Obstanlage zu kontrollieren. Randpartien der Anlage, die durch den Einflug von Faltern gefährdet sind, und anfällige Sorten sind einzubeziehen. Als Schadenschwelle gilt ein Befall von 1-2 %. Wird diese Grenze überschritten, sind Behandlungen mit abstoppender Wirkung angezeigt. Befallskontrollen bei der Ernte erlauben eine Aussage, ob die Bekämpfung Erfolg hatte, ob die richtige Methode und der optimale Zeitpunkt gewählt wurden. Nötigenfalls sollten Korrekturen für das Folgejahr eingeplant werden.

Bekämpfung und Pflanzenschutzmittel

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Bei der Wahl der Bekämpfungsmethode sollte die Isolation der Anlage, die Populationsstärke, das Auftreten anderer Schädlinge und der Schutz der Nützlinge beachtet werden. Wichtig ist, den für die betreffende Methode richtigen Behandlungszeitpunkt zu wählen. Die zur Verfügung stehenden Bekämpfungsmittel lassen sich in fünf Kategorien einteilen. Um einer möglichen Resistenzbildung vorzubeugen, sind langfristige (mehrjährige) Strategien zu verfolgen. Produkte der verschiedenen Kategorien und Gruppen sollten abwechselnd eingesetzt werden.

In grösseren, isolierten und einheitlichen Anlagen mit einer geringen Ausgangspopulation kann die Verwirrungstechnik (Apfelwicklerpheromon) eingesetzt werden. Neben reinen Apfelwicklerprodukten sind auch kombinierte Dispenser erhältlich, die gleichzeitig eine Nebenwirkung gegen den Schalenwickler oder/und gegen den Kleinen Fruchtwickler haben. Pheromondispenser werden erstmals bei Flugbeginn (etwa anfangs Mai) ausgebracht.

Granuloseviren sind völlig spezifisch, ohne direkten Einfluss auf andere Schädlinge und Nützlinge. Sie müssen wiederholt eingesetzt werden. Das Apfelwicklergranulosevirus ist ab Schlupfbeginn (Anfang Juni) einzusetzen. Es sind drei bis fünf Behandlungen im Abstand von zirka 14 Tagen bzw. 10 sonnigen Tagen notwendig. Auf junge Räupchen ist die Wirkung gut, es kann jedoch zu oberflächlichen Einbohrstellen kommen.

Emamectinbenzoat, Spinetoram und Spinosad wirken als Larvizide und haben eine Wirkungsdauer von etwa 14 Tagen, respektive etwa 3 Wochen bei Spinetoram. Der Einsatz von Emamectinbenzoat ist bei resistenten Apfelwicklerstämmen zu empfehlen. Emamectinbenzoat, Spinetoram und Spinosad sind bienengefährlich, Emamectinbenzoat darf nur in Obstanlagen eingesetzt werden. Die Bienenauflagen sind zu beachten.


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