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Rote Spinne: Panonychus ulmi

Beschreibung und Biologie

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Die Rote Spinne tritt auf Obstbäumen, Reben und Wildgehölzen auf. Aus den Wintereiern, die sich an den Verzweigungen der Fruchtspiesse und nahe den Knospen befinden, schlüpfen im Frühling Junglarven. Der Schlupf beginnt im April, hat seinen Höhepunkt während der Apfelblüte und kann bis Mitte Mai dauern.

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Nach dem Ei folgen vier mobile Entwicklungsstadien, zwischen denen jeweils ein Ruhestadium (Chrysalis) eingeschoben ist. Die Körperfarbe variiert je nach Alter, Nahrung und Jahreszeit: die Wintereier und die daraus schlüpfenden Larven sind rot, die Sommereier und deren Larven blass-rot, die Nymphenstadien sind grünlich-rot, die schlanken Männchen gelb-orange (auf dem Foto links) und die rundlichen Weibchen zinnoberrot bis dunkelrot (auf dem Foto rechts). Die Weibchen haben weissliche, beborstete Rückenhöcker.

Die Larven der Roten Spinne haben 3 Beinpaare, alle folgenden Stadien deren 4. Mittels nadelförmiger Saugorgane im Kopfbereich können pflanzliche Gewebe angestochen und Zellsaft abgesogen werden.

Die jungen Weibchen wandern und besiedeln das neugebildete Blattwerk und können mit dem Wind auf andere Baumreihen transportiert werden. Männchen entstehen parthenogenetisch aus unbefruchteten Eiern. Während eines Sommers entwickeln sich je nach Temperatur vier bis sechs Generationen. Wintereier werden normalerweise von September (manchmal August) bis Oktober abgelegt.

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Die von den Spinnmilben ausgesaugten Blattzellen verändern ihre Farbe. Befallene Blätter zeigen im Gegenlicht hell durchscheinende, gelbgrüne Flecken die sich später bräunlich bis bleigrau verfärben. Geschädigte Blätter assimilieren weniger, was sich nachteilig auf die Ausbildung und das Reifen der Früchte und auf den Blütenansatz auswirkt. Anfangs verfärben sich einzelne Blattgruppen, besonders im Innern des Baumes, dann ganze Äste und Bäume. Spinnmilben übertragen keine Viren.

Starke Vermehrungen der Roten Spinne im Sommer können unterschiedliche Ursachen haben. In den allermeisten Fällen wurden aber wichtige natürliche Feinde wie die Raubmilben durch Insektizide und Fungizide ausgeschaltet. Ferner wird die Entwicklung des Schädlings durch warmes Wetter, anfällige Sorten und übermässige Stickstoffversorgung der Blätter gefördert.

Überwachung und Bekämpfung

Mittels Astproben im Winter lässt sich der Befall abschätzen. Die Schadschwelle beträgt dabei 1200 Eier auf 2 m Fruchtholz. Während der Saison müssen die Bäume das ganze Jahr sorgfältig auf Spinnmilben überwacht werden. Eine Nachblütekontrolle wird auf 10 x 10 Blättern von der Triebbasis durchgeführt. Die Schadschwelle beträgt dabei 50–60% Besatz, sofern keine Raubmilben vorhanden sind (siehe Schema). Bei visuellen Kontrollen im Juni ist die Schadschwelle ca. 40% Besatz bei 10 x 10 Blättern, später gegen Ende Juli und im Augustliegt bei 30% Besatz bei 10 x 10 Blättern aus der Triebmitte – wiederum ohne die Präsenz von Raubmilben.

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Die Regulierung der Spinnmilben sollte in erster Linie biologisch mit Raubmilben (Typhlodromus pyri, Amblyseius andersoni und Euseius finlandicus) erfolgen. Wie die Erfahrungen zeigen, ist diese Methode sehr erfolgreich, sofern die Raubmilben vorhanden sind und geschont werden. Raubmilben waren lange Zeit aus unseren Obstanlagen verschwunden. Durch veränderte Pflanzenschutzmassnahmen wurden sie geschont und treten seit Mitte der 1980er Jahre wieder vermehrt auf und halten die Spinnmilben weitgehend unter Kontrolle.

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Bei einer schonenden Spritzfolge siedeln sich die Raubmilben mit der Zeit von selbst an. Die Besiedlung geht aber schneller und gleichmässiger vor sich, wenn man bei der Ansiedlung nachhilft, indem man z.B. Raubmilben von gut besetzten Anlagen mittels Filzbändern (ab August bis Winter aufhängen und im Frühjahr übersiedeln), mittels Langtrieben im Sommer (Apfel), mit Rebholz im Winter oder mit Rebschösslingen beim Erlesen übersiedelt.

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Solange ein gutes Verhältnis zwischen Raubmilben- und Spinnmilbenbesatz besteht (siehe Schema), ist keine direkte Bekämpfung notwendig.

In Ausnahmefällen kann der Einsatz eines spezifischen Akarizids jedoch notwendig werden. Bei der Wahl der Produkte sind der Einsatzzeitpunkt, die Zusammensetzung der Entwicklungsstadien und die Wirkungsweise zu berücksichtigen. Da die Anwendung von Akariziden rasch zu Resistenzen führen kann, ist pro Saison maximal eine Behandlung mit Mitteln aus derselben Resistenzgruppe vorzunehmen.


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