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Mehlige Apfelblattlaus: Dysaphis plantaginea

Beschreibung und Biologie

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Ausgewachsene Blattläuse sind grau braun bis grau blau gefärbt und haben meist einen puderartigen Wachsüberzug, dem die Art ihren Namen verdankt. Der Körper ist 2 bis 3 mm lang und rundlich. Die Hinterleibsröhrchen (Siphonen) sind dunkel gefärbt und überragen das Hinterleibsende. Die Fühler sind ungefähr halb so lang wie der Körper.

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Die Junglarven sind in der Regel beige und verfärben sich im Verlauf der Entwicklung über rosa zu grau braun. Geflügelte Tiere sind nahezu schwarz und haben auf dem Hinterleib einen dunkelbraunen Mittelfleck. Die Flügel sind fast doppelt so lang wie der Körper. Eier sind nur im Winter vorwiegend auf zwei bis vierjährigem Holz zu finden. Meist werden sie einzeln oder in kleinen Gruppen in Rindenrisse und falten um Knospen und Verzweigungen abgelegt. Sie sind ca. 0,5 mm lang, elliptisch und schwarz glänzend.

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Die Mehlige Apfelblattlaus überwintert als Ei auf dem Apfelbaum. Im April schlüpfen die Larven, die sich auf jungen Knospen zu flügellosen Stammmüttern (Fundatrices) entwickeln. Diese vermehren sich ungeschlechtlich (parthenogenetisch) und legen lebende Junglarven ab. Das Vermehrungspotential ist enorm, werden pro Stammmutter doch rund 100 Nachkommen geboren. Im Verlauf der Monate Mai und Juni folgen noch zwei bis drei Generationen, die einen zunehmenden Anteil geflügelter Tiere aufweisen. Diese fliegen zu verschiedenen Wegerich Arten (Neben oder Sommerwirte), wo im Verlauf des Sommers noch mehrere Generationen durchlaufen werden. Im Herbst erscheinen wieder geflügelte Tiere, die auf den Hauptwirt, den Apfelbaum zurückkehren. Darunter befinden sich erstmals auch Männchen. Im September/Oktober folgt der einzige sexuelle Abschnitt im Entwicklungszyklus: Es kommt zur Kopulation zwischen Männchen und Weibchen und schliesslich zur Eiablage.

Überwachungsmethoden und Schadenschwelle

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Die Mehlige Apfelblattlaus gilt wegen des hohen Vermehrungspotentials und der massiven Schäden als die gefährlichste aller Apfelblattläuse. Bereits relativ kleine Populationen lösen ein starkes Einrollen der Blätter aus. Triebe werden deformiert und benachbarte Früchte werden in der Entwicklung gehemmt und verkrüppelt. An Jungbäumen können die starken Triebdeformationen eine angepasste Kronenerziehung verunmöglichen. Die Befallsüberwachung der Mehligen Apfelblattlaus ist problematisch. Aufgrund der Wintereier lassen sich keine zuverlässigen Aussagen machen, da sich die Eier der verschiedenen Blattlausarten visuell nicht unterscheiden lassen. Die Kontrolle vor der Blüte muss äusserst sorgfältig durchgeführt werden, weil zu diesem Zeitpunkt meist nur die Stamm-Mütter und höchstens kleine Kolonien vorhanden sind. Es empfiehlt sich, die unteren, stammnahen Kronenpartien besonders zu beachten. Die Schadenschwelle liegt bei 1% befallener Knospenaustriebe. Nach der Blüte lässt sich der Befall wegen der starken, gut sichtbaren Blattrollungen einfacher erheben. Die Schadenschwelle liegt nun bei 1-2% befallener Bäume. Gegen Sommer kann ohne weiteres ein stärkerer Befall (10% Langtriebe) toleriert werden, da zu diesem Zeitpunkt keine Fruchtschäden mehr auftreten und die Blattläuse kurz vor der Abwanderung stehen.

Bekämpfung und Pflanzenschutzmittel

Den besten Bekämpfungserfolg erzielt man mit einer frühzeitigen Behandlung, bevor die Blätter allzu stark eingerollt sind. Dabei sollte die gesamte Baumkrone inklusive Stammausschläge behandelt werden. Auf Schonung der Nützlinge sollte geachtet werden, da diese ein wichtiger Baustein in der Blattlausbekämpfung sind. In einer mehrjährigen Antiresistenzstrategie sind Produkte verschiedener Stoffklassen alternierend einzusetzen. Falls die Schadenschwelle von 1% befallener Knospenaustriebe überschritten wird, sollte Spirotetramat, Flonicamid, Azadirachtin, ein Neonicotinoid (Acetamiprid) oder allenfalls ein Carbamat (Pirimicarb) noch vor der Blüte eingesetzt werden. Neonicotinoide und Carbamate nur 1 Mal pro Jahr auf dieselbe Blattlausart anwenden. Carbamate nur bei Temperaturen > 15 °C spritzen. Sofern im Vorjahr ein deutlicher Wirkungsverlust bei Carbamaten festgestellt wurde, ist auf deren Einsatz zu verzichten. Im Juni ist eine Bekämpfung nur noch in Ausnahmefällen (z.B. in Junganlagen) sinnvoll. Die Kolonien befinden sich dann hauptsächlich an Langtrieben und schädigen die Früchte nicht mehr.


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